Was sind Kreidezähne (MIH/MMH)?
Kreidezähne sind ein Defekt im Zahnschmelz ab dem Kindesalter. Er entsteht schon vor dem Durchbruch der betroffenen Zähne in die Mundhöhle. Die Zähne sind und porös und anfällig, weil zu wenig Mineralien, dafür zu viel Wasser und Protein eingelagert werden. Vor allem das härtende Mineral Hydroxylapatit fehlt. Es können bereits die Milchzähne betroffen sein. In der Regel sind es jedoch die bleibenden Zähne. Das Krankheitsbild zeigt sich vor allem an den Backenzähnen (Molaren), manchmal auch an den Schneidezähnen (Inzisiven). Daher lautet der Fachbegriff Molaren-Inzisiven-Hypomineralisation (MIH) oder Milchmolaren Hypomineralisation (MMH).
Die Erkrankung wurde erstmals Ende der 1980-er Jahre von schwedischen Wissenschaftlern beschrieben. Nach den Daten der Fünften Deutschen Mundgesundheitsstudie leiden mehr als 30 Prozent der Zwölfjährigen in Deutschland daran. Die Zahlen steigen weiter. Immer öfter sind mehrere Zähne betroffen.
Was unterscheidet MIH-Zähne von gesunden Zähnen?
MIH-Zähne fallen durch gelblich-bräunliche oder weißlich-cremefarbenen Flecken auf. Der Zahnschmelz ist weicher und poröser. Schon während oder kurz nach dem Durchtritt der Zähne in die Mundhöhle können Areale abplatzen. Die betroffenen Zähne sind oftmals stark temperatur- und berührungsempfindlich. Dadurch kann Zähneputzen, Essen und Trinken schmerzhaft sein. MIH-Zähne sind im Vergleich zu gesunden Zähnen deutlich anfälliger gegen Karies und müssen meist schon frühzeitig zahnärztlich behandelt werden.
Was sind die Ursachen für Kreidezähne (MIH/MMH)?
Es ist derzeit nicht klar, wodurch eine MIH entsteht. In der Wissenschaft wird vermutet, dass mehrere Faktoren während der Zahnentwicklung zusammenwirken. Diese beginnt bereits im Mutterleib und dauert etwa bis zum vierten Lebensjahr. Bei erkrankten Zähnen ist dieser Prozess gestört. Es werden nicht genug Mineralien eingelagert und der Zahnschmelz bleibt weich. Als Ursachen werden genannt:
- chronische Erkrankungen des Kindes (vor allem der Atemwege)
- Medikamente (vor allem verschiedene Antibiotika)
- Umweltgifte (vor allem Bestandteile von Kunststoffen, etwa Bisphenol A)
Welche Symptome deuten auf Kreidezähne (MIH/MMH) hin?
Die Symptome für Kreidezähne (MIH/MMH) zeigen sich frühestens nach dem Durchbruch der Zähne. Selbst auf einem Röntgenbild ist die gestörte Schmelzbildung nicht zu erkennen. Erst bei einem Blick in den Mund eines Kindes kann der Zahnarzt die Diagnose stellen. Vorbeugende Maßnahmen sind leider nicht möglich. Für Eltern können Schmerzen beim Zähneputzen oder Empfindlichkeit bei heißen oder kalten Speisen und Getränken ein Hinweis sein. Brechen die bleibenden Schneide- und Backenzähne durch, sollten Eltern diese im Blick behalten. Werden Verfärbungen sichtbar, sollte möglichst bald ein Zahnarzttermin vereinbart werden.
Wie werden Kreidezähne (MIH/MMH) behandelt?
Bisher gibt es keine Heilung für Kreidezähne. Daher ist es hilfreich, möglichst früh eine Diagnose zu stellen. Die Symptome können nach Schweregrad stufenweise, zuerst mit Fluoridierungen oder einer Fissurenversiegelung, bei einem Loch mit Füllungen und bei massiv weggebrochener Substanz mit Überkronungen behandelt werden. Manchmal muss ein betroffener Zahn gezogen werden.
Regelmäßige, engmaschige Termine beim Zahnarzt sind entscheidend. Dann kann die Therapie an das Kind und den Zustand der Zähne angepasst werden.
Kreidezähne (MIH/MMH): Ab wann sind Zahnarztchecks sinnvoll?
Etwa ab dem sechsten Lebensjahr brechen die ersten bleibenden Zähne durch. Das bleibt oft unbemerkt, weil es die hinteren Backenzähne sind, für die kein Milchzahn ausfällt. Spätestens dann sollte jedoch eine Routineuntersuchung beim Zahnarzt eingeplant werden. Somit kann man durch eine frühzeitige Therapie Folgeschäden so gering wie möglich halten. Generell gilt als günstigstes Untersuchungsalter zur MIH-Diagnostik ein Lebensalter von acht Jahren. Dann sind normalerweise alle bleibenden Schneide- und Backenzähne vollständig sichtbar.
Manche Experten raten allerdings schon ab dem Durchbruch des ersten Milchzahns – meist ab dem sechsten Lebensmonat – dazu, das Kind mit der Zahnarztpraxis vertraut zu machen. So lernt das Kind, dass der Zahnarzt oder die Zahnärztin nichts zum Fürchten ist. Da auch schon bei Milchzähnen Schmelzdefekte möglich sind, haben sich erste Routine-Checks beim Zahnarzt zumindest ab dem Kleinkind-Alter bewährt. Gibt es einen Schmelzdefekt im Milchgebiss, ist die Wahrscheinlichkeit einer MIH im bleibenden Gebiss erhöht.
Gibt es Möglichkeiten, Kreidezähnen (MIH/MMH) vorzubeugen?
Da die Ursachen von Kreidezähnen nicht geklärt sind, gibt es auch keine effektive Möglichkeit, vorzubeugen. Nach derzeitigem Forschungsstand können Eltern lediglich das Risiko von Folgeschäden minimieren. Dazu gehören:
- regelmäßige Checks beim Zahnarzt
- eine tägliche Zahnpflege schon ab dem ersten Zähnchen
- regelmäßige Fluoridierung gegen Karies
- eine gesunde Ernährung mit wenig Zucker und Weißmehl
- Vermeidung von dauerhaftem Nuckeln an Fläschchen mit süßem Inhalt