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Wie gefährlich ist Lachgas?

Lesedauer: 3 Minuten

Lachgas ist in die Negativ-Schlagzeilen geraten. In der Zahnarztpraxis ist die Substanz ein bewährtes Mittel zur Beruhigung und Reduzierung von Schmerzen. Auf der anderen Seite hat das meist jugendliche Partyvolk die legal erhältliche Droge für den schnellen Kick zwischendurch entdeckt - mit teils beängstigenden Nebenwirkungen. Doch wie gefährlich ist Lachgas wirklich? Antworten von Janina Grauer (M.Sc.), leitende Oberärztin im AllDent Zahnzentrum Dresden.

Frau Grauer, sollte man Angst vor Lachgas haben?

Bei medizinischer Anwendung? Keinesfalls! Wird Lachgas - chemisch: Distickstoffmonoxid (N2O) - von einem zertifizierten Zahnarzt zur Beruhigung und zur Reduzierung von Schmerzen genutzt, sehe ich überhaupt keinen Grund zur Sorge. Lachgas steht seit 1977 auf der Liste der unentbehrlichen Arzneimittel der Weltgesundheitsorganisation WHO, ist langjährig erprobt und verursacht im Vergleich zu anderen Anästhetika keine Atemdepression. Medizinisches Lachgas ist sogar verschreibungspflichtig! - Allerdings hat sich in den letzten Jahren der Missbrauch von frei verkäuflichem Lachgas stark verbreitet. Der Stoff ist beispielsweise als Konservierungsstoff oder als Treibmittel in Spraydosen oder Sahnespendern enthalten. Teilweise wird er dezidiert als Partydroge angeboten. Das kurzzeitig euphorische Gefühl nach dem Inhalieren hält allerdings nur kurz an. Daher der Wunsch nach mehr. Psychische Abhängigkeit droht. Dauerhafter Konsum kann außerdem zu schweren gesundheitlichen Schäden führen. Da ist meines Erachtens zumindest Vorsicht angebracht!

Was sind die Vorteile beim Einsatz von Lachgas in der Zahnarztpraxis?

Lachgas hat eine angstlösende, leicht schmerzlindernde und beruhigende Wirkung. Auch der Würgereiz ist deutlich vermindert. Der Patient bleibt aber bei Bewusstsein und kann auf Anweisungen reagieren. Lachgas eignet sich daher besonders für die Behandlung von ängstlichen Patienten, für Ungeduldige oder für Menschen mit bestimmten geistigen oder körperlichen Handicaps. Damit kann oft eine Vollnarkose (Intubationsnarkose) mit viel größerem Aufwand und Risiken vermieden werden. Über das Verhältnis von Sauerstoff zu Lachgas kann man außerdem die Intensität der Sedierung individuell gestalten. Durch ausreichend Sauerstoff wird das Lachgas im Körper nicht verstoffwechselt. Es wird abgeatmet und hat daher so gut wie keine Nebenwirkungen. Lachgas wirkt schnell, die Patienten benötigen nur eine kurze Erholungszeit und können dann auch wieder bedenkenlos am Straßenverkehr teilnehmen.

Was passiert bei falschem Gebrauch von Lachgas?

Lachgas kann das Nervensystem schädigen, insbesondere, wenn zeitgleich zu wenig Sauerstoff eingeatmet wird. Kurzfristige Nebenwirkungen können Schwindel, Übelkeit, Erbrechen, Kopfschmerzen, seltener auch Halluzinationen oder Verwirrung sein. Längerfristig können sich Taubheitsgefühle, Probleme beim Gehen und sogar psychischen Störungen wie Depressionen oder Demenz zeigen. Wer die Droge langfristig zu sich nimmt, muss mit Vitamin-B12-Mangel Mangel rechnen, was ebenfalls zu Nervenschäden, aber auch Blutbildungsstörungen und anderen schwerwiegenden Stoffwechselproblemen führen kann. Auch Unfallgefahren sind nicht zu unterschätzen.

Was macht Lachgas in der Zahnarztpraxis sicher?

In einer medizinischen Einrichtung wird die Dosierung und Anwendung von Lachgas streng überwacht. Die Mischung mit Sauerstoff verhindert Schäden im Körper. Zahnärzte müssen sich vor dem Einsatz zertifizieren lassen. Die Geräte werden regelmäßig gewartet. Außerdem ist medizinisches Lachgas verschreibungspflichtig. 

Zahnärztliche Oberärztin im AllDent Zahnzentrum München Ost

Unsere Expertin: Janina Grauer

  • Studium Rheinische Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn
  • Behandlungsschwerpunkte Implantologie, Prothetik
  • Weiterbildung Master of Science für Orale Chirurgie / Implantologie 
  • Zertifizierungen Curriculum der Implantologie, Invisalign Go Plus, zahnärztliche Hypnose, DVT-Fachkunde, Cerec 3D, Lachgassedierung, Dämmerschlafnarkose
  • Besonderheit Ausbildung Naturheilkunde
  • Behandlungssprachen Deutsch & Englisch

Was raten Sie Menschen, die neugierig auf den Freizeitkonsum von Lachgas sind?

Ganz klar: Lassen Sie die Finger davon! Lachgas mag auf den ersten Blick harmlos erscheinen. Aber der falsche Gebrauch kann schwere gesundheitliche Schäden verursachen. Psychoaktive Substanzen - und damit auch Lachgas - gehören nur in die Hände von medizinisch ausgebildeten Fachleuten.

Fünf Fakten über Lachgas

  • Bereits 2022 wurde Lachgas von der Europäischen Beobachtungsstelle für Drogen und Drogensucht (European Monitoring Center for Drugs and Drug Addiction, EMCDDA) als eine der am häufigsten konsumierten psychoaktiven Substanzen in Europa eingestuft.
  • Falscher Gebrauch von Lachgas kann unter anderem das Nervensystem schädigen, zu Vitamin-B12-Mangel und psychischen Störungen wie Depressionen führen.
  • Bei medizinischer Anwendung von Lachgas wird auf eine individuell ausgewogene Mischung mit Sauerstoff geachtet. So wird es im Körper nicht verstoffwechselt und kann abgeatmet werden.
  • Lachgas hat eine beruhigende, schmerzlindernde Wirkung und reduziert den Würgereiz. Daher wird es oft bei Zahnbehandlungen eingesetzt. Es eignet sich besonders für ängstliche Patienten.
  • In Zahnarztpraxen ist die Anwendung von Lachgas sicher. Lachgas ist rezeptpflichtig und die Anwendung wird streng überwacht. Unsere Zahnärzte sind zertifiziert.

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